Die Gartensaison hat begonnen. Die Dritte. Wohlgemerkt: erst die Dritte in meinem Leben, da bis zu meinem Umzug nach Rosien keine Notwendigkeit bestand, zu gärtnern. Erstens: ich war nicht interessiert. Zweitens: meine Lebensumstände forderten derartige Fertigkeiten nicht ab. Und Letztens: meine Hinwendung zu Botanik, Floristik und Vegetation beschränkte sich darauf, in Gärten und Parks zu lustwandeln oder zu chillen. Und so mich der Hafer tatsächlich einmal stach, wurden Blumenkästen bepflanzt. Sie darbten. In Ermangelung meines Interesses und eines grünen Daumens.
Auf den Kopf gestellt wurde mein Verhältnis zum Gärtnern mit dem Umzug aufs Land im April 2020. Denn das Haus, das ich nun bewohnte, stand auf einem Grundstück, das mir wiederum jäh vor Augen führte, dass gewisse Gartenarbeiten auf mich zukämen. Wie folgenreich diese Erkenntnis sein sollte, daran dachte ich damals nicht. Und das war auch gut so.
Nun also steht die dritte Gartensaison in meinem Leben an. Allerdings sollte man die Erste nicht mitzählen, da sie getrost unter der Rubrik verbucht werden kann: keine Ahnung vom Gärtnern. Meine Versuche, mit dem Grundstück zurechtzukommen, auf dem mein Haus stand, erschöpften sich anfangs in einem erstaunten Zuschauen, wie schnell Unkraut aus dem Boden schoss. Nachdem mir schwante, dass es im Begriff war, mir über den Kopf zu wachsen, platzte der Knoten. Ich zog die Reißleine und begann, dilettantisch zu gärtnern. Was der geneigte Leser/die geneigte Leserin hier nachlesen kann. Besonders peinlich in Erinnerung geblieben ist mein Fauxpas mit dem Rindermulch. Das war der Lacher in meiner ersten Gartensaison schlechthin!
Immerhin hatte ich im ersten Jahr verinnerlicht, dass Gärtnern ein Synonym für Gartenarbeit (mit der Betonung auf Arbeit) ist. Infolgedessen ging ich das zweite Jahr gewissen- und ernsthafter an. Ich ließ mich fachmännisch beraten und mir allerlei Werkzeuge andienen, die die Arbeiten vermeintlich leichter machen sollten. Angeschafft und emsig studiert wurden Ratgeber (100 ultimative Tipps für Garten-Grünlinge), Pflanzenbestimmungsbücher (Wie fühlt sich eine Brennnessel an?) und heilsversprechende Trostbücher (Es geht dir besser, wenn du die Quecke sein lässt). Die Theorie half mir nicht wirklich weiter. In der Praxis machte ich jedoch allmählich Fortschritte. Learning by doing eben, was mir das Grundstück zu danken wusste. Und mit dem Gedeihen des Rasens und der Pflanzen entwickelte sich auch meine Freude beim Gärtnern. Inzwischen würde ich mich sogar zu den leidenschaftlichen Gärtnerinnen zählen. Mit der Betonung auf Leiden. Leider.
Mental bin ich für die dritte Saison gerüstet. Gärtnern ist ein Synonym für Gartenarbeit. Und die scheue ich nicht. Momentan freilich muss ich wegen eines Tennisarmes rechts pausieren. Ich habe die Hände nicht von der Quecke lassen können…