Die ohne Namen. Dafür aber: mit Zuhause
Die ohne Namen. Dafür aber: mit Zuhause

Die ohne Namen. Dafür aber: mit Zuhause

Sabine, die nebenan wohnt, ist Fotografin. Zu ihren Kunden zählt der Deutsche Tierschutzbund, der sich auch dafür einsetzt, dass streunende Katzen und Hunde in der Ukraine und Rumänien kastriert werden. In beiden Ländern werden mittels Spenden Tierheime unterhalten.

Vorgestern kehrte Sabine von einem Arbeitsaufenthalt aus Rumänien nach Rosien zurück. Sie hat mit einer Delegation, darunter Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes und Matthias Schmidt vom Förderverein Tierhilfe Hoffnung die Smeura in Pitesti besucht, 120 Kilometer von Bukarest gelegen. Dort werden gerade 6.000 Hunde versorgt. Senioren, Invaliden, Junghunde und sehr viele Welpen. Sie wurden von der Straße gerettet, von der Kettenhaltung befreit oder aus Tötungsstationen geborgen. Derzeit sind dort zudem Hunde und Katzen untergebracht, die aus dem bombadierten Odessa evakuiert werden konnten.

der erste Eindruck © Sabine Münch

Odessa habe ich mit Sabine und einer Delegation des Deutschen Tierschutzbundes 2017 besucht. Damals war ich bereits auf den Hund gekommen. Hatte 2013 in Berlin/Steglitz einen mutmaßlichen Wühltischwelpen aufgenommen, den aufmerksame Passanten am Lietzensee aufgefunden und ins Berliner Tierheim gebracht hatten. Anfangs habe gezaudert: ob ich der großen Aufgabe gewachsen war, einen Hund aufzuziehen? Herangewachsen ist eine hinreißende Lotta-Filipa, für die das Beste gerade gut genug ist. Seit geraumer Zeit trage ich mich mit dem Gedanken, dass es dem „verwöhnten Einzelköter“, der inzwischen neun Jahre ist, womöglich guttäte, wenn ein weiterer Hund ins Haus käme. Ich bat Sabine, sich in der Smeura nach einer potentiellen Mitbewohnerin umzusehen.

so also sieht sie aus © Sabine Münch

Vergangenen Dienstagnachmittag kamen aus dem Welpen-Zwinger der Smeura im Minutentakt Bilder aus Rumänien an. Ein Hund bezaubernder als der andere. Alle hätten ein Körbchen in einem Zuhause verdient. Ich war überfordert; Sabine augenscheinlich auch. Sie verließ den Zwinger und machte von draußen durch das Gitter eine letzte Aufnahme. Viel war von dem kleinen Braunen nicht zu sehen.

Käthe? Manja? Lisbeth? Martha? © Sabine Münch

Ich weiß nicht, was mich berührt und geritten hat. Meine Entscheidung jedenfalls stand fest: der ist es! Tags darauf standen Sabine und die Pflegerinnen vor einer großen Herausforderung. Denn wie findet man im Gewusel von hunderten Welpen einen kleinen Braunen, von dessen Aussehen man sich zudem kein rechtes Bild machen kann? Sabine schickte Aufnahmen von braunen, braungestromerten und braungefleckten Welpen. Mir war klar: er war nicht darunter.

Wie konnte ich mir nur so sicher sein? Denn was hatte ich von dem Kleinen schon gesehen? Ein Pfötchen am Gitter, Schlappohren, ein durchdringender Blick aus braunen Augen. Hatten nicht alle ein Zuhause verdient?

Am Nachmittag rief Sabine an: „Eine Pflegerin hat ihn gefunden. Ein Mädchen. Sie ist bereits beim Tierarzt, wird durchgecheckt und abermals geimpft. So alles gut läuft, könnte sie bereits am 11. Mai ausreisen!“ Ich antwortete kleinlaut: „Wie sieht sie denn aus?“ Es folgten sehr viele Bilder, auch Videos aus der Smeura, die mir in den vergangenen Tagen zu Herzen gingen. Offenbar ein schüchternes Kleinod, das sicherlich besonders viel Geduld und Zuwendung bedarf. Das kriegen Lotta-Filipa und ich hin.

Den Kopf zerbreche ich mir derzeit, welcher Namen zu der Kleinen passen könnte. Käthe, Martha, Melli, Lisbeth, Merle, Leni, Manja, Lora oder Trude? Ich weiß es nicht. Vermutlich entscheidet sich das, wenn sie in Rosien angekommen ist. Mutmaßlich am kommenden Freitag. So alles gut läuft.

Blog folgen

Trage Dich ein um immer über neue Beiträge der Rosiener Notizen aktuell informormiert zu werden.

Ihr wollt mehr lesen? 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert