Eigentlich…
Eigentlich wollte ich diesen Beitrag damit beginnen: Eigentlich kann ich mich glücklich schätzen, wie prächtig sich der Garten entwickelt hat.
Dann stolperte ich über das Wörtchen eigentlich. Warum kam mir dieses mutmaßlich adverbiell verwendete Adjektiv bei meinem ersten Satz in den Sinn? Denn handelt es dabei nicht um einen Ausdruck, der meine Aussage, dass mich mein prächtiger Garten glücklich macht, relativiert?
Typisch für mich: Statt den 21. Beitrag zum Thema „Die Freude beim Gärtnern“ zu schreiben, beschäftigte ich mich einen lieben langen Abend lang mit einem Chamäleon, das – man glaubt es kaum – als Adverb, als Adjektiv und als Partikel verwendet werden kann und zudem die Potenz hat, eine Aussage mehrdeutig zu machen. Ein spannendes Thema, so ganz nach meinem Geschmack.
Doch zurück zum eigentlichen Thema. BTW: jetzt ist eigentlich als wirklich/tatsächlich/ernsthaft/wahrhaftig gemeint: Zu meiner Freude am Garten, die ich tatsächlich (sic!) habe.
Die Bäume und Sträucher sind mächtig gewachsen, die Phlox und Rispenhortensien sind prächtig geworden. Erst gar nicht die Kastanie zu erwähnen, die noch vor drei Jahren auf einem Misthaufen in Neu Garge wuchs, oder das Gewächs im Hochbeet, das etwas zu übertrieben wächst. Und zu guter Letzt: hinter dem neuen Staketenzaun grünt es nun doch!
Eigentlich (sic!) genieße ich den Garten inzwischen mehr, als dass er mir Arbeit macht. Und das, was er mir noch abverlangt, fordert mich längst nicht mehr so sonderlich heraus. Eigentlich…
„Das ist ein schönes, deutsches Wort, so schön, dass man es nicht einmal ins Französische übersetzen kann. ‚Proprement dit‘… nein, ‚eigentlich‘ ist überhaupt kein Wort. Das ist eine Lebensauffassung.” (Tucholsky)
Eigentlich ist es ja ganz klar.
Lebensauffassung? Irgendwie erbärmlich. Als Lebenssinn könnte ich mich damit arrangieren.