Mein Brustkrebs. Ein Nachklapp
Mein Brustkrebs. Ein Nachklapp

Mein Brustkrebs. Ein Nachklapp

„Wie geht es Ihnen?“

„Gut.“

Offenbar war meine Antwort auf die Frage des mich behandelnden Frauenarztes etwas zu prompt erfolgt. Denn Dr. W. runzelte die Stirn. Ich ruderte zurück: „Die Brust kneift und spannt.“ Kein Wunder, so der Arzt, die letzte Bestrahlung liegt nicht lange zurück. Was macht der Arm? Können Sie hinterrücks eine Schürze binden?

Ich war irritiert. Noch nie bin ich bisher auf die Idee gekommen, eine Schürze haben zu wollen, geschweige denn eine tragen zu müssen. Das ist ein Utensil, das mir in meinem – zugegebenermaßen auf studentischem Niveau zurückgebliebenem – Haushalt ebenso wenig von Nöten scheint wie beispielsweise ein Kaffeeservice oder Kuchengabeln.

Ich meinte, auf Dr. Ws. Frage nach dem rechten Arm, in dessen Achselhöhle zwei Wächterknoten entnommen worden waren, sehr viel bessere Beispiele als das Binden einer Schürze parat zu haben: „Heute morgen war ich gut 1 ½ Stunden damit beschäftigt, das Laub eines riesigen Walnussbaumes zusammenzukehren. Mit Hanteln trainiere ich die Arme täglich; auch nach der Brust-Operation und während der Strahlentherapie.“

eine lange Strecke © GvP

Mir schien, als würden sich die Falten auf des Frauenarztes Stirne noch vertiefen. Zu meiner Erleichterung kam er aber nicht mehr auf meinen rechten Arm, sondern die Brust zu sprechen: „Kann ich mal sehen?“ Ich entblößte den Oberkörper.

„Das wird Ihnen noch eine Weile zu schaffen machen; eine lange Weile.“ Mir dämmerte, dass ich doch keinen Haken an die Sache machen kann, dass Brustkrebs einen Rattenschwanz nach sich zieht.

Richtig vermutet. Denn Dr. W. überreichte mir allerlei Formulare: diverse Rezepte, Überweisungen zum Augenarzt, einem Krankengymnasten und einem Spezialisten für Lymphdrainage.

Seit gestern klappere ich das Umland telefonisch nach Behandlungsmöglichkeiten ab. Vergeblich: Augenärzte nehmen neue Patienten nicht an, Physiopraxen haben keine Kapazitäten, um weitere Fälle zu behandeln.

Das wird noch eine ziemlich lange Strecke…

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