Ein Gourmet-Restaurant für Spatz und Co
Ein Gourmet-Restaurant für Spatz und Co

Ein Gourmet-Restaurant für Spatz und Co

Nachbarin Sabine, seit fast 50 Jahren meine geschätzte Freundin, ist hilfsbereit, großzügig und zugewandt; bisweilen auch etwas bockig, aber: das gehört hier nicht her.

Bine, wie sie im „inner circle“ genannt wird, meint es mit Menschen und Tieren gut. Zuweilen zu gut, wofür der adipöse Waschbär beispielhaft ist. Denn sein massiges Gewicht hat er Bines Einsatz für die Vögel zu danken, denen sie an unzähligen Stellen in ihrem Garten jahrein, jahraus erstklassiges Futter bietet. Großteils solches, dass sie mit viel Liebe aus Pflanzenfett, Haferflocken, gehackten Erdnüssen und geschälten Sonnenblumenkernen selbst kocht und anschließend in Kokosnussschalen härtet.

Der Aufwand, der meiner Nase zum Himmel stinkt, lohnt sich. Denn die Vogelschar, die täglich mehrfach verköstigt wird, wächst zur Freude meiner Nachbarin beständig. Offenbar hat es sich inzwischen auch links der Elbe herumgesprochen, dass der Tisch bei Bine immer reich gedeckt ist. Dass Vögel ohne eigenes Zutun wie Ausschau halten, Jagen und Picken sich im Rosiener Schlaraffenland den Magen vollschlagen können.

Stutzig wurde meine Nachbarin als sie bemerkte, dass ihr Gourmet-Restaurant für Spatz und Co auch nachts frequentiert wird, nämlich dann, wenn Piepmätze bekanntlich schlafen. Dank Nachtbildkamera wurde der Mitesser beim gierigen Einverleiben von Meisenknödeln auf frischer Tat erwischt. Der Schreck war groß, denn offensichtlich ließ der sichtlich fettleibige Waschbär sich das Kraftfutter seit langem schmecken. Bine schlussfolgerte, der muss auf Diät!

der Mitesser © Sabine Münch
der Mitesser © Sabine Münch

Doch wie setzt man einen Waschbären auf Diät? Ganz einfach, wurde ich von Bine belehrt: „Die Tafel wird abends nicht mehr gedeckt.“ Gegen 21 Uhr konnte ich aus der Ferne beobachten, wie meine Nachbarin die Futterstellen akribisch leerräumte. Keine Erdnuss, keinen Sonnenblumenkern und kein noch so kleines Restchen vom Meisenknödel sollte der Fettwanst vorfinden. Mir tat Waschi, wie ich den ungebetenen Gast nenne, fast leid. Der wird bei seinem nächsten Besuch im Rosiener Gourmet-Restaurant für Piepmätze toben, wenn er feststellt, dass alle Futterstellen leer sind…

Tatsächlich sollte der Waschbär seine Wut, dass sämtliche Futterstellen geräumt worden waren, und seinen Frust, dass der Magen leer blieb, tätlich ausleben. Bine hatte am nächsten Morgen gut zu tun, um das Chaos zu beseitigen, das ein Waschbär angerichtet hatte, dem sie Diät verordnet hatte. Die Futterbehälter waren runtergerissen, zwei Vogelhäuser umgeworfen und zuletzt hatte er in seiner Rage sogar versucht, einen frisch gepflanzten Haselnussstrauch auszugraben.

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