Die zehnte Folge in dieser losen Reihe dürfte für diese Saison die letzte sein. Denn der Garten gibt Ruhe, er braucht mich nicht mehr. Abgesehen vom Laub, das zusammengekehrt und auf dem Komposthaufen entsorgt sein will, fordert er mir nichts mehr ab. Er zieht sich in sich zurück, kapselt sich ein, um im Winterschlaf Kraft für die kommende Saison zu sammeln. Dass er sich dabei mutmaßlich ins Fäustchen lacht („der Prittwitz fordern wir spätestens ab März 2022 wieder ordentlich was ab“), ficht mich nicht an.
Mich stimmt das Antlitz des ruhenden Gartens friedlich. Da ich Kargheit mehr mag als üppige Pracht, ist mein Staunen darüber, was mir der Garten darbietet, jetzt noch größer als im Sommer. In kraftstrotzender Blüte gerät aus dem Blick, wie filigran die Sträucher, Stauden und Bäume (noch) sind. Wie willfährig sich die mageren Äste und Zweige nach Oben und zu den Seiten strecken. Von ihrer Last befreit wirken die Pflanzen zerbrechlich. Fast dünnhäutig. Und die wenigen Blätter, die sich an Äste klammern, scheinen hilflos und erschöpft.
Allein die Rispen-Hortensien, die erst im Frühjahr zurückgeschnitten werden, stehen noch in verwelkter Pracht. Vertrocknete Schönheiten, die sich anschicken, zu Staub zu werden. Dann fällt mein Blick auf einen knorrigen Ast. Nicht das einsam hängende Blatt zieht mich nun in Bann. Das Totholz bildet Knospen!
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