Seit einigen Wochen mache ich Yoga. Besser gesagt: Yoga macht etwas mit mir. Im Neuhauser Pausenraum unter Claudias ebenso empathischer wie unerbittlicher Anleitung.
Es ist nicht etwa so, dass ich bislang völlig unsportlich gewesen bin. Im Gegenteil. Ich habe mir in Spitzenschuhen die Zehen blutig getanzt, mir beim Kickboxen blaue Flecken geholt. Mich schweißtreibend in Selbstdisziplin geübt und die Schmerzen über der Freude beim Tanzen und Boxen vergessen. Je schneller und präziser die Pirouette oder der Schlag – desto erfolgreicher.

Das kannste bei Yoga vergessen. Denn in dieser Sportart führt man einen Wettkampf nur mit sich selbst! Habe ich meinen Körper und vornehmlich meinen Geist im Griff? Bin ich im Hier und Jetzt? Ich hingegen bin bei der Pflanze, die umzusetzen, dem Text, der zu schreiben, oder dem Gespräch, das zu führen wäre. Mein Geist schweift ab und mein Körper? Der versagt derweil.
Zeitlebens habe ich offenbar genau jene Körperteile und Muskeln geflissentlich übergangen, die es für ungewohnte Verrenkungen braucht. Hand auf’s Herz. Bis zur ersten Übungsstunde wusste ich nicht einmal, dass ich jene Körperpartien habe, die Yoga beansprucht. Erst der Sonnengruß, dann geht’s hinunter zum herabschauenden Hund und wieder hinauf zum Krieger. Ein Wohlfühl-Sport ist Yoga jedenfalls nicht.
Zugegeben: das klingt jetzt alles ziemlich gequält. Ist es in gewisser Weise auch, macht mir aber viel Freude. Hoffnungsvoll bin ich zudem. Irgendwann komme auch ich im Hier und Jetzt an und alle drei Muskelschichten meines Beckenbodens werde ich irgendwann auch noch entdecken; mutmaßlich irgendwann einmal sogar getrennt voneinander anspannen können. – In weiter Ferne wird das bestimmt!
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