Bekannt dürfte sein, dass ich mit zwei Hündinnen zusammenlebe, treffender gesagt: dass ich Dosen- und Türöffnerin, Leckerli- und Streicheleinheitenspenderin, Gassigeherin und – nicht zuletzt – Putzfrau zweier Hündinnen bin. Der inzwischen betagten Lotta-Filipa, die als sogenannter Wühltischwelpe zu mir kam und mutmaßlich aus Polen stammt. Jungspund Käthe, die vor einigen Tagen zum dritten Mal jährte, kommt aus der Smeura in Rumänien, wo der auf der Straße aufgefundene Welpe noch Betty hieß.

Außer Buddeln haben die Beiden so gut wie nichts gemeinsam. Schwarz-weiß Klein-Lotta ist ausgebufft und nahezu unerschrocken (nicht an Silvester), karamell-beige Mittelgroß-Käthe ist eher naiv und bisweilen ängstlich. Lotta, ausgestattet mit übermäßigen Rat-Terrier-Genen, macht ihr Ding, notfalls mit dem Kopf durch die Wand. Sie jagt leidenschaftlich (althergebracht waren es Ratten auf Schiffen und Farmen) und wenn sie dürfte, wie sie könnte, bis zum Kollaps. Käthes unspezifischen Gene lassen am ehesten auf eine Mischung aus Hüte- und Treibhund tippen. Tatsächlich treibt sie gerne zusammen, um dann zu hüten. In Ermangelung einer Herde oder eines Sparringspartners bewacht sie das Grundstück; vornehmlich behütet sie jedoch mich. Was mich anfangs irritierte, da ich von Lotta nicht gewohnt war, dass mir ein Hund Aufmerksamkeit schenkt. Inzwischen schätze ich Käthes Anteilnahme sehr. Sie sucht meine Nähe und liebt es, zu kuscheln.

Sogar die Geschmäcker sind unterschiedlich! Lotta besteht auf Leckerlis, fordert diese notfalls pfötchenstampfend ein. Käthe nimmt sie offenbar nur, um Lotta nicht nachzustehen. Das gilt auch für andere Schleckereien wie Luftröhre, Corned Beef, Cracker oder hartgekochte Eier, die Käthe Lotta nachäffend erst kurz testet, um sie dann im hohen Bogen wieder auszuspucken. Dafür liebt sie Honig und Nutella, was Lotta ekelig findet.
Jedem Tierchen sein Pläsierchen! Das gilt allerdings nicht bei der abendlichen Darreichung des Kauknochens, mit dem der Tag genüsslich ausklingen soll. Beide beäugen denjenigen, der vor dem jeweils anderen liegt. „Käthes ist größer“, beschwert sich Lotta. „Ja“, erkläre ich, „zurecht. Denn Käthe ist größer als du“. Die wirft wiederum ein: „Lottas ist bestimmt leckerer.“ Zwei Augenpaare starren mich vorwurfsvoll so lange an, bis ich dem Druck nicht mehr standhalte und kleinbeigebe. Lotta bekommt ein weiteres etwas größeres Leckerli und Käthe etwas noch sehr viel Leckeres.
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Ich stelle mir herrliche Szenen vor, wenn Hündin 1 erst äugt, was bei Hündin 2 vor der Nase im Napf gelandet ist, und dann meint eklatante Unterschiede monieren zu müssen. Sie knurren aber nicht sich eifersüchtig an, vielmehr hat die Kleinere erkannt, dass das Übel in der Auswahl liegt. Und streiken!
Die Vermenschlichung der Tierwelt schreitet munter voran. Was also tun? Lieben Gruß an die zugewandte karamell-beige Mittelgroß-Käthe. An die ältere, total ausgebuffte kleine Jagdhündin Lotta. Und an die Halterin der Appell, sich bitte nicht am Abend um den Finger wickeln zu lassen.
Hey Gesine,
gut getroffen – diese Blicke bei der abendlichen Leckerli-Ausgabe – wenn das Dargebotene nicht angemessen erscheint – die können Dich in den Schlaf verfolgen…
Mein Rudel (derzeit noch drei) sitzt so lange aufdringlich im Weg, starrt und macht seufzende Geräusche, bis ich nachgebe.
Leben mit Hunden – immer etwas speziell, aber wunderschön.
Liebe Grüße