Mein Brustkrebs. Klappe, die Sechste
Mein Brustkrebs. Klappe, die Sechste

Mein Brustkrebs. Klappe, die Sechste

Glück im Unglück! Denn mein Brustkrebs gehört in jene Kategorie, die gut therapierbar ist. Mit der Einschränkung freilich, dass „gut therapierbar“ etwa nicht bedeutet, dass das heilbare Unheil schnell verschwindet. Mir steht eine lange Strecke mit mutmaßlich etlichen Höhen und Tiefen bevor.

Die erste Etappe habe ich im Brustzentrum der Helios Kliniken Schwerin am 8. Mai 2023 geschafft, um nicht zusagen: mit Nervenstärke gemeistert. Wie bei den vorangegangenen Terminen – der Diagnose im Screening-Center Lüneburg und der Vorstellung in der Praxis von Dr. W. – war ich auch diesmal strikt darauf bedacht, mir möglichst wenig Blöße zu geben, meine Ängste vor dem dreiköpfigen Team im Zaum zu halten, das mich durch die Untersuchungen und Gespräche führte. Diese emotionale Strenge, die ich immer dann offensiv zur Schau stelle, wenn ich mich hilflos fühle, dürfte ich von meinem 1928 geborenen Vater übernommen haben, dem als Kind eingebläut wurde, dass ein Indianer keinen Schmerz kennt.

Abgesehen von der Stimmung im Wartebereich, in dem zwei weitere Frauen um ihr Schicksal zitterten, war die Atmosphäre im Brustzentrum entspannt, der Ton locker, sodass ich die gründlichen Untersuchungen und deren aufwändige Dokumentation relativ gelassen hinnahm. Groß allerdings war meine Angst, dass der Krebs gestreut hatte. Das schlossen die beiden Ärzte zwar aus, ordneten sicherheitshalber aber zwei weitere Untersuchungen an, die mir in den Helios Kliniken am 2. Juni bevorstehen.

guter Hoffnung © GvP

Die Tragweite meiner Erkrankung wurde mir im Schlussgespräch wieder so richtig bewusst als ich zu meiner psychischen Verfassung befragt wurde. Ich berichtete, dass ich entschlossen sei, mit meinem Brustkrebs offensiv umzugehen, dass ich über meine Erfahrungen und Gefühle auf den Rosiener Notizen schreiben und mir erhoffen würde, eine Mutmacherin zu sein. Für mich selbst und jene, die mich in den kommenden Monaten begleiten.

Mag sein, dass wieder jener kleine Indianer aus mir sprach, den ich meinem Vater nachahme. Mag auch sein, dass ich mich mit meinem ambitiösen Vorhaben überfordere, weil ich meine tiefsitzenden Ängste und die Berührungsängste jener zu geringschätze, die ich wissen lasse: ich habe Krebs!

Krebs macht Angst, ist tabuisiert und initialisiert Berührungsängste, weil die Erkrankung mit Tod assoziiert wird. Dagegen will ich antreten.

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