Bislang habe ich, wenn der Frühling erwacht ist, häufig an Frank Wedekind denken müssen. Jedoch nicht an sein bekanntes Drama, sondern an dessen erotische Tagebücher, die Gerhard Hay (1939 – 2014) einst transkribiert und 1986 herausgegeben hat. Ein Werk, das zu jenen gehört, die ich in Ehren halte.
Weniger wegen der darin befindlichen intimen Widmung von Gerhard. Es erinnert mich vielmehr an unsere gemeinsame Zeit, zu der er an dieser Veröffentlichung gearbeitet hat. Verschiedentlich haben wir Wedekinds Handschrift im Archiv gemeinsam entschlüsselt.
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Als sich der Frühling vor drei Tagen ungewöhnlich früh angekündigt hat, sind mir weder Wedekind noch Gerhard in den Sinn gekommen. Ich dachte ans Gärtnern, worin ich mich im vergangenen Jahr erstmals probiert hatte. Mit Blick auf meine recht dilettantischen Versuche als Gärtnerin habe ich mich bange gefragt, welche Freuden mich heuer dabei wohl erwarten würden?
Ein Rundgang durch den Garten, den vor einigen Tagen noch Schnee bedeckt hat, verhieß nicht unbedingt Gutes. Begeistern konnte ich mich an dem kargen, nahezu armselig anmutenden Gehölzen nicht, die im letzten Frühjahr angepflanzt worden waren. Der Gedanke, dass die dürren und ausgetrockneten Gerippe wieder austreiben würden, erschien mir abwegig. – Davon abgesehen, dass die Hortensien demnächst zu beschneiden sind.
Mein Rundgang endete beim Blumenhartriegel Cornus kousa „Cappuccino“, dessen prächtige Blüten mich im vergangenen Jahr nahezu fasziniert haben. Nachdem ich erste Knospen an ihm ausgemacht hatte, war mir klar: die Freude am Gärtnern stellt sich alsbald wieder ein. Obschon mich dieses Vergnügen abermals viel Schweiß und Mühe sowie einige bittere Lehren kosten werden.
danke für deine aufmunternden Worte. Wedekind hatte übrigens eine Klaue.
dacht ich’s mir doch!