Mythen, die über das Leben auf dem Land kursieren. Klappe, die Zweite
Mythen, die über das Leben auf dem Land kursieren. Klappe, die Zweite

Mythen, die über das Leben auf dem Land kursieren. Klappe, die Zweite

So sich ein Städter mit dem Gedanken trägt, aufs Land zu ziehen, kommen alsbald die Bedenkenträger ins Spiel. Jene, die es vermeintlich gut mit einem meinen, und vor allem die, die einen besonders gut zu kennen meinen.

“Du bist eine (Groß-)Städterin.” “Was willst du im Dorf?” “Dort gehörst du nicht hin.” “Landleben?! Das steht dir nicht.” “Du passt doch nicht aufs Dorf!” – Assoziiert wird hier offenbar ein pejorativer Begriff: die Landpomeranze, die wohl eher wenig zu mir passt.

weite Stille © GvP

Hat man seinen Plan erst einmal realisiert, haben die Bedenkenträger vorerst keine solch’ gut gemeinten Fragen mehr. Sie warten tatsächlich darauf, dass sich für den frischgebackenen Dörfler Fallstricke und Gräben auftun werden, die ihn eines Besseren belehren: nämlich dass er nicht aufs Land passt! Nicht ins Dorf hingehört!

Allzu lange halten die Schwarzseher und Skeptiker jedoch nicht still. Denn Bedenkenträger sind nicht nur Rechthaber, sie sind auch denkbar schlechte Verlierer. Heuchlerisch melden sie sich aus der Ferne zu Wort: „Wie ist es denn so auf dem Land? Geht’s dir gut? Du brauchst doch sicher etwas aus der Stadt?“ Dass es dem Neuling im Dorf gut geht und es ihm an nichts fehlt, nehmen sie zwar kommentarlos hin, ihm aber nicht ab.

stille Weite © GvP

Im festen Glauben, dass sich für den frischgebackenen Dörfler in absehbar Zeit noch etliche Fallstricke und Gräben auftun werden, halten die Skeptiker und Schwarzseher abermals ein Weilchen die Füße still, bevor sie in die Offensive gehen und kein Blatt mehr vor den Mund nehmen: „Und? Bereust du deine Entscheidung?“

Sogar mit einem noch so entschiedenen „Nein!“ können sich die Bedenkenträger nicht zufriedengeben. Das Vorurteil, dass es sich in der Stadt besser lebt als auf dem Land, hält sich hartnäckig. Man polarisiert, statt sich bewusst zu machen, dass ein Dorfleben völlig andere Qualitäten hat. – Und ich scheine nicht dazu fähig zu sein, Städtern begreiflich machen zu können, dass mir diese Vorzüge sehr viel wert sind. Sie bestehen weiterhin darauf: “Dir fehlt doch etwas?” “Bereust du es nicht, auf dem Land zu leben?”

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Ein Kommentar

  1. Die Welt ist 2020 sehr klein geworden. Meine Nachbarin zwei Straßen weiter ist so weit weg wie der Freund im Stadtteil Friedenau oder die Freundinnen in Neuhaus. Die “Große” Stadt Berlin ist nun seit Wochen schon etwa so aufregend wie – sagen wir – Berchtesgaden. Könnte also gut sein, dass den beschriebenen Mythen bald neue hinzuwachsen werden.

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