Richt- und Dichtfest in Rosien
Richt- und Dichtfest in Rosien

Richt- und Dichtfest in Rosien

Ein erster Höhepunkt in der Bauphase ist das Richtfest am 23. August 2019 gewesen. Korrekter: das Richt- und Dichtfest, denn Sabines Dach war bereits dicht.

Gottlob es ist vollbracht, hier steht der Kranz in seiner vollen Pracht.“ © Sabine Münch

Eingeladen hatten wir sämtliche Einwohner des Ortsteils, gekommen sind zu unserer Freude fast alle. Bei Kaiserwetter! Die Hogelüchts, die vor 20 Jahren in Rosien in ein reetgedecktes Bauernhaus gezogen sind, das vor 1801 erbaut worden ist. Manfred Römer, der als Vierjähriger kurz vor Kriegsende bei Garlitz den Abschuss eines amerikanischen Jagdfliegers beobachtet hat, dessen Verbleib ungeklärt geblieben ist. Als Rentner hat er sich auf die Spur gemacht, wurde fündig und konnte sogar dafür Sorge tragen, dass der Amerikaner in seiner Heimat eine letzte Ruhestätte fand. Gabi Maiwald, die Verlegerin aus Sumte mit Familie, Reinhard Nörren, Angler, Aussteiger und Künstler, und viele andere, die uns Baufrauen auch mit Geschenken geehrt haben.

Pflanzen und Hufeisen, Eier von glücklichen Hühnern, selbstgemachte Wurst, selbstgebackenes Brot, Kuchen, Liköre und Säfte in Eigenmarke und praktische Gerätschaften, sogar selbstgefertigte Topflappen waren darunter. Sowie unzählige Gutscheine, die wir in den vor Ort ansässigen Bau- und Gartenmärkten einlösen dürfen. Reinhard, der Künstler, unterbreitet uns beiden sogar eine Auswahl seiner Bilder und stellte uns vor die Qual der Wahl. Denn jede Baufrau durfte sich für ein Bild entscheiden. Welch‘ herzliche Willkommensgeste!

die Richtkrone auf meiner Bude © Sabine Münch

Auch Grit Richter, seit 2011 amtierende Bürgermeisterin der Samtgemeinde Amt Neuhaus, hat uns die Ehre gegeben. Das Wichtigste aber an diesem besonderen Tag sind natürlich die Gewerke gewesen, derentwegen Richtfeste traditionell ausgerichtet werden. Bekannt ist der Brauch seit dem 14. Jahrhundert. Ehedem haben Handwerker an diesem Tag ihren Lohn erhalten, meist in Form von Speis, Trank und Naturalien. Daher auch die Aussage: „Das wird dem Bauherrn eine Mahlzeit kosten“, die auf unserem Richtfest gefallen ist.

Aus Berlin eigens angereist war unser Architekt Hafkemeyer, der viele Gäste höchstpersönlich durch die beiden Bungalows geführt und dafür viel Beifall geerntet hat. Gekommen war Generalunternehmer Peter Arndt mit seiner Mannschaft, die unsere beiden Bungalows nicht nur mit Verstand, sondern auch mit Herz bauen. Sven Preil mit seinen schwindelfreien Zimmerleuten, die den Häusern Dachstühle draufgesetzt haben und am 23. August gegen 12 Uhr meiner Bude auf dem Land dann die Richtkrone. Sie war gebunden aus Tannengrün mit allerlei bunten Bändern; ein wichtiges Symbol, das Glück und Segen bringen soll und aufbewahrt werden sollte.

eine Baufrau dankt Gästen und Gewerken © Sabine Münch

Es war ein großartiger Moment für Sabine und mich als Sven sich nach 15 Uhr auf den Dachstuhl schwang, um zum Richtspruch anzuheben. Alle Gäste traten nahe an mein Haus heran, obschon manchen das Ritual bekannt gewesen sein dürfte:

„Gottlob es ist vollbracht hier steht der Kranz in seiner Pracht.
Der Dachstuhl ist nun fertig, ruft froh der Zimmermann, das Werk ist nun getan. Verhallt sind des Hammers Schläge, verstummt ist die geschwätzige Säge. Nach all der Sorg und Müh, nach schwerer Arbeit spät bis früh, erhebt sich nun zum Himmelsblau solch ein schöner Bau, der unter Meisters Hand, zu aller Freude hier entstand. Die Bauherren sind noch nicht so bekannt, planen und bauen aber die schönsten Bauten hier im Land. Voll Stolz sollen hier zwei Häuser erstrahlen und mit der schönen Lage prahlen. Doch ganz gedeckt ist er noch nicht, noch können Regen und Sonnenschein von oben und überall hinein. Doch fest steht er nun, in Riegel und Pfosten und das wird dem Bauherrn eine Mahlzeit kosten. Nun müssen die Handwerker noch vollenden den Bau mit geschickten Händen. Möge Eintracht und Zufriedenheit darin herrschen alle Zeit, kurzum diese Häuser werden allgemein, in Zukunft lebendiger Mittelpunkt sein.

der Richtwein © GvP

Ich danke Gesellen und Meister. Ich preise alle guten Geister, die hier am Bau tätig waren. Dank will ich auch den Nachbarn sagen, sie mussten Staub und Lärm ertragen. Jetzt dank ich, so ist es Brauch natürlich, meinen fleißigen Zimmerleuten auch. Jedem der mit Rat und Tat hier fleißig mitgeholfen hat. Nun wünsche ich euch Beiden viel Glück, ihr sollt mit Freude leben in diesem Meisterstück. Die Gläser sind nun leer und für uns Bauhandwerker nichts mehr wert. Drum werfe ich sie zum Glücke dieses Baues nieder und niemand gebraucht sie wieder. Prost!“

Gläser sind übrigens bei unserem Fest nicht zu Bruch gegangen. Vielmehr eine Flasche Weißwein, die auf dem Dachgerüst meiner Bude zerschlagen wurde. Statt Schnaps hatte Sven sich für das Ereignis Wein gewünscht und scherzhaft hinzugefügt: „Chardonnay, halbtrocken, Südhanglage.“

Wir haben ihn beim Wort genommen und für unser Richtfest ein eigenes Label kreiert.

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