Ein Brunnenbauer der alten Schule
Ein Brunnenbauer der alten Schule

Ein Brunnenbauer der alten Schule

Vorbeugen ist besser als Bohren, heißt es. So man allerdings gedenkt, aus einem weitläufigen Grundstück eine grüne Wohlfühloase machen zu wollen, dann wird andersherum ein Schuh daraus. Dann ist man nämlich gut beraten, zu bohren, um damit horrenden Wasserrechnungen vorzubeugen.

Angesichts anhaltender Dürreperioden wurde mir dazu dringlichst geraten. Infrage käme dafür ein Spezialist aus der Gegend mit Jahrzehnten langen Erfahrungen und vorzüglichem Leumund. Wann immer, und wo auch immer, über kostengünstige Bewässerungsmöglichkeiten gesprochen wurde, fiel sein Name: Willibald Flink, der seit 1955 Brunnen bohrt. „Wenn einer, dann der! Der Willibald, der riecht Grundwasser, der schmeckt das ab. Und bei keinem sprudelt Wasser so flink wie bei ihm.“

Ich wog das Für und Wider ab. Darf ich Grundwasser für meine grüne Oase in spe verbrauchen? Wäre es nicht ökologisch vertretbarer, den Grundwasserspiegel nicht anzuzapfen?

Dann lernte ich den drahtigen 81-Jährigen kennen. Ein Unikat, das einige Episoden aus seiner 65-jährigen Tätigkeit als Brunnenbauer zum Besten gab. Wie er ab den mittleren 1950ern im Auftrag der Partei quer durch die Republik geschickte wurde! (Für die Nachgeborenen: gemeint ist die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands, SED.) Und wie er auf den Großbaustellen der DDR Grundwasser zum Sprudeln gebracht hat. Willibalds Augen funkelten dabei spitzbübisch: Bohrungen für Privathaushalte seien ihm aber schon damals sehr viel lieber gewesen.

Wir schlugen ein. Zum Heben meiner Wasserquelle brachte er auf einem Anhänger einige altertümlich anmutende Gerätschaften und seinen Enkel mit. Bis vor kurzer Zeit sei ihm beim Graben und Bohren noch seine Ehefrau Renate zur Hand gegangen, die er 1964 geheiratet hat.

Sein Handwerk versteht er, der Willibald. Und die seit sechs Jahrzehnten bewährte Technik, die mutmaßlich nur noch er und sein Enkel beherrschen, ist äußerst effizient. Ich staunte nicht schlecht, als mein Wasser binnen Kürze sprudelte.

Blog folgen

Trage Dich ein um immer über neue Beiträge der Rosiener Notizen aktuell informormiert zu werden.

2 Kommentare

  1. herzlichen glückwunsch zum brunnen!
    das les i gern, was du vom brunnenbauer schreibst.
    auch ich hab einen brunnen im garten, empfinde das als großen gewinn, freu mich sommers so sehr über das frische kalte wasser.
    lebe hier sozusagen im grundwasser – denke mir auch (zur beruhigung), dass i das wasser, das i für die pflanzen hoch pumpe (von hand), ja sofort dem kreislauf wieder zuführe, gießend …
    als wir vor 20 jahren hier einzogen, versuchten wir (pioniergeist!) zunächst, den brunnen selbst zu schlagen. hat nicht geklappt. für den brunnenbauer war’s keine große sache … aber sie sterben aus, die brunnenbauer, fürcht ich manchmal.
    herzliche grüße nordwärts aus dem tiefen süden ❣️
    pega

    1. danke sehr für deine Glückwünsche. Ich bin ganz bei dir: was für ein Geschenk: eigenes Wasser! Ich war fassungslos, als es sprudelte.
      Und, mir deucht, die, die Grundwasser mit der Nase aufspüren, die gibt es kaum noch. Umso dankbarer bin ich, dass es hier noch einen gibt, der die „alte Schule“ beherrscht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert