„Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.“
Wer kennt diese Zeilen nicht? Die letzte Strophe aus dem 1902 entstandenen Gedicht „Herbsttag“ von Rainer Maria Rilke. Das Poem gehört – mutmaßlich neben dem „Panther“ – zu den berühmtesten, beliebtesten Gedichten des Lyrikers. Wer im Internet danach sucht, wird zuhauf fündig. In der Regel sind die Strophen, „Herbsttag“ hat drei, von stimmungsvollen, farbenfrohen Fotografien umrahmt. Herbstbilder, versteht sich.
Auch mir kommen die Zeilen Jahr für Jahr in den Sinn. Immer dann, wenn die Tage dunkler werden, sich die Bäume prächtig färben, die Blätter fallen. In diesem Jahr, allerdings, haben sie für mich eine andere Bedeutung.
Um die ersten Zeilen aus dem Gedicht ebenfalls zu zitieren: „Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.“ Tatsächlich war er heuer für mich besonders groß – und aufregend. Schließlich ist in dieser Jahreszeit, die mir sowieso die liebste ist, meine Bude auf dem Land entstanden. Stein um Stein. Und nebenan der Bungalow von Sabine.
Noch herrscht Durcheinander auf der Baustelle. Man könnte fast meinen, dass sich das Chaos nie lichtet. Auch wenn es derzeit so gar nicht danach aussieht. Es fehlt nicht mehr allzu viel, dann können wir einziehen.
Zugegeben: sollten die beiden Häuser, wie vorgesehen, Ende des Jahres bezugsfertig sein, bleibt uns noch eine Menge zu tun. Drumherum ganz besonders viel!
Ihr wollt mehr lesen?
Der kleine Unterschied zum jetzigen Stand der Dinge ist … Rainer Maria Rilke war 27 j. alt, als er dieses Gedicht schrieb und er war nicht um die 60 J. „jung“, einem Alter … bei dem man sich keine Langspielplatte mehr kauft. Aber was solls … das Geld muss seinen Besitzer wechseln und der eine oder andere Handwerker ist sicherlich froh darüber, solche Aufträge zu bekommen.
nun, meines Wissens verließ Rilke sein angetrautes Weib 1902, zog nach Paris und verfasste dort diese drei Strophen. Ein Abgesang?
Kein Abgesang … aber du hast dieses Zitat in den unmittelbaren Zusammenhang mit dem Bau der Häuser deines und deiner Freundin gebracht … nach dem Motto: „… wenn nicht jetzt, wann dann?“
Kurzum … fand ich es nicht ganz passend, dieses Zitat anzubringen … denn Rilke war zu der Zeit (1902) deutlich jünger und mit Sicherheit euphorischer in seinen Zukunftsplänen, als man es heute in einem Alter (unter Hundert … sage ich mal frech) sein kann.
Will sagen?
Das Geld muss unter die Leute gebracht werden und wenn ich es hätte, würde ich genauso handeln wie du. Nur ich habe schon zwei „Buden“ gebaut und bin froh, wenn ich diese heute so schnell als möglich mitsamt Landbesitz usw. loswürde. Die Last der damit verbundenen Arbeit (eine Bude und das Drumherum zu erhalten) fällt einem wie mir mittlerweile schwer.
Und damit bin ich nicht der Einzige auf dieser Welt … ich will noch mindestens 25 J. leben, obwohl ich weiß, dass das Leben endlich ist und einige der besten Freunde bereits unter der Grasnarbe liegen.
Fazit?
Ich bewundere deinen (euren Mut), sowas noch in eurem Alter angegangen zu sein. Und ich werde sicherlich mal vor Ort schauen, ob der Räuber Hotzenplotz noch als Fachmann das eine oder andere bemäkeln könnte.
Ganz liebe Grüße ♥
‚“ Wo gehen wir hin?‘ Immer nach Hause. ‚“ Novalis
Viel Glück auch weiterhin auf den letzten Metern. Gerd
danke sehr