Mythen, die über das Leben auf dem Land kursieren. Klappe, die Erste
Mythen, die über das Leben auf dem Land kursieren. Klappe, die Erste

Mythen, die über das Leben auf dem Land kursieren. Klappe, die Erste

Städter, die damit liebäugeln, in ländliche Regionen zu ziehen, verbinden damit vielfach den Wunsch, auf dem Land entschleunigen zu wollen. Eine idealtypische Vorstellung, hinter der schlechthin das Vorurteil steht, dass es auf dem Land langsamer zuginge als in der Stadt.

Für mein Dafürhalten ist das ein weit verbreiteter Irrtum. Denn auf dem Land, so zumindest meine Erfahrung, geht es nicht langsamer, sondern pragmatischer zu als in der Stadt. Was wiederum dem Umstand zuschulden sein mag, dass man sich in ländlichen Regionen genötigt sieht, produktiver und effektiver mit Zeit umzugehen als in der Stadt.

Aushang im Rosiener Wartehäuschen © GvP

Amtliche Verlautbarungen, Satzungen oder Bekanntmachungen wie zum Beispiel die Tagungsordnungspunkte der kommenden Ratssitzung, die für jedermann zugänglich zu machen sind, hängen in Amt Neuhaus in Bus-Wartehäuschen und anderen frequentierten Plätzen aus. Das nennt sich: transparente Demokratie. In Berlin hätte ich danach vermutlich lange (im World Wide Web) suchen müssen.


Bullen © GvP

Für einen Städter anfangs reichlich befremdlich ist, wie man auf dem Dorf Terminabsprachen handelt. Oftmals gar nicht, man kommt einfach spontan vorbei. Frei nach dem Motto: „Liegt auf der Strecke, fahre auf dem Rückweg von W. bei G. vorbei. Sie wird schon da sein. Wenn nicht, war es kein Umweg.“ Bestenfalls erreichen einen im Vorfeld von Zusammenkünften vage Aussagen wie etwa die: „Komme nachher vorbei.“ Was meint nachher? Fragt sich dann der Städter, dessen Stresspegel steigt. Denn der braucht bekanntlich für seine Terminplanung – mindestens – ein Zeitfenster.

Pragmatisch, (und nicht etwa wortkarg wie ein anderer Mythos über das Leben auf dem Land meint), ist hier auch der Sprachgebrauch. „Moin“ geht zu jeder Tages- und Nachtzeit, und auf der Weide hinter meinem Haus stehen „Bullen“, obschon sogar für einen Städter deutlich erkennbar ist, dass die Mehrzahl der vermeintlichen Bullen Kühe und Kälber sind.

Heute wurden die Kälber separiert; sie werden geschlachtet. Die Elterntiere laufen seither brüllend irritiert umher. Mir geht das ans Gemüt. – Ein pragmatischeres Verhältnis zu Nutztieren haben sie hier auch.

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