Am 12. Mai 2022 war der Proband, mit dem Gesine unter Beweis stellen wollte, einen Hund ohne Larifari und Geschwafel erziehen zu können, plötzlich im Haus. Die Ankunft traf mich völlig unvorbereitet. Damit hatte ich nicht gerechnet, dass Gesine ihr Vorhaben, einem Zweithund ein Heim bieten zu wollen, realisiert. Ich war überrascht. Weniger von Käthe als vielmehr von dem Umstand, dass Gesine ihren Worten hatte Taten folgen lassen. Wie oft hatte sie mir angekündigt, dass mein Verhalten Konsequenzen haben würde? Gefolgt ist meistens nichts.

Jedenfalls war der Hund abends da und ich beschloss, mich zurückzuhalten und zurückzuziehen. Bestenfalls so zu tun als wäre er nicht da. Auf meine Unterstützung bei der Erziehung eines Welpen sollte Gesine gar nicht erst rechnen. Das war allein ihre Sache. Die Suppe, die sie eingebrockt hatte, musste sie auch auslöffeln.

Nicht anmerken, versteht sich, ließ ich mir, dass mir Käthe auf Anhieb gut gefiel. Mir imponierte sehr, dass sich der vier Monate junge Welpe von Tag Eins an souverän und selbstbewusst verhielt. Er war kein bisschen schüchtern, nichts ängstigte ihn. An der wird Gesine Freude haben, dachte ich schadenfroh. Ich rieb mir die Pfoten: Die lässt sich nichts sagen! Die kriegt Gesine auch nicht richtig in Griff!

Meine Hochstimmung währte nur kurz. Denn Käthe setzte alles daran, mich zu fordern. Und ich schien der Lage nicht Herr zu werden. Wie sehr hatte ich mich darauf gefreut, das Schauspiel, ein Welpe fordert Gesine heraus, hämisch zu beklatschen. Doch anstelle Gesine war ich gefordert. Gesine war fein raus. Denn zum allgemeinen Erstaunen brachte der Welpe die ersten Bausteine einer guten Erziehung aus der Smeura mit! Käthe gab Pfötchen und erledigte ihre Geschäfte von Tag Eins an ausnahmslos draußen. Sie ließ sich bereitwillig bürsten, auf etwaiges Ungeziefer untersuchen und machte kein Theater als Gesine kleineren Verfilzungen im Fell mit der Schere zu Leibe rückte.
Es kam noch schlimmer. Bereits am zweiten Tag machte Käthe anstandslos Sitz. Auf Gesines Fingerzeig hin. Das brachte mich vollends aus der Fassung. Auf meine Kosten würde ich bei diesem Musterknaben wohl eher nicht kommen.
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Welche Fellfarbe hat der „Proband“ eigentlich aus der Nähe betrachtet. Ich zähle hellbraune Ohrwaschel, dunkelbraune Nase, hellgraue Brust und ein Mix daraus als Beinkleid… ?
Bislang vornehmlich: goldig
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