Ursprünglich stammt meine Familie aus Niederschlesien. Wie viele andere deutsche Ritter und Mönche haben sich meine Vorfahren Mitte des 12. Jahrhunderts dort niedergelassen. Bis Ende des Zweiten Weltkrieges ist Niederschlesien ihre Heimat gewesen; ein geliebtes Land, dessen Verlust schwer wog.
Mein Vater Krafft-Erdmann wurde 1928 in Schwundnig im niederschlesischen Kreis Oels geboren. Ihm und seinen Geschwistern ist Melkof, in der Provinz Mecklenburg gelegen, 1934 zur zweiten Heimat geworden. Wie und wieso sind sie dorthin gekommen? Auf verschlungenen Wegen, wie ich während der Recherchen zu meinen „Ahnen im Schatten“ in Erfahrung brachte, und über allerlei Stationen: über Rostock, Mühnitz, Schwundnig, Brandenburg an der Havel, dann Melkof, 1943 schließlich Asyl auf Schloss Sabor bei Hermine im Landkreis Grünberg. Die Flucht brachte sie erst nach Brandenburg, 1945 wieder nach Melkof zurück, wenige Kilometer von Rosien entfernt, dem Ort, wo ich zukünftig leben werde. – Eine lange Geschichte also, die ich hier in verschiednenen Etappen rekonstruieren möchte.
Meine Großmutter Helene Ernestine Bernhardine (1902 – 1969), Tochter des letzten amtierenden Oberpräsidenten von Danzig und Westpreußen, Ernst-Ludwig von Jagow (1853 – 1930), ist eine ausgesprochen eigenwillige und temperamentvolle Frau gewesen, die sich nicht immer an die Konventionen ihrer Zeit hat halten können. Im Alter von 17 Jahren lernte sie auf einem Ball in Rostock meinen Großvater Bernhard Oskar Wilhelm von Prittwitz und Gaffron (1896 – 1944) kennen. Er verliebte sich in die attraktive junge Frau und hielt alsbald beim Oberpräsidenten, einem aufrechten Konservativen, um ihre Hand an.
Was mein Großvater Bernhard, ohnehin eher ein Ritter der traurigen Gestalt, damals nicht gewusst hat: Helene hatte ihr Herz an einen anderen verloren, der sie einer anderen wegen hatte abblitzen lassen. Dieser verschmähten Liebe wegen ließ sie sich auf den damals 25-jährigen Prittwitz ein. Geheiratet wurde in der Rostocker Nikolai-Kirche am 31. Oktober 1921.
Wie sich bereits auf der zweiten Etappe, die ich „Mühnitz und ein handfester Skandal“ genannt habe, herausstellen sollte, ist das keine gute Idee gewesen, eine Ehe aus gekränkter Eitelkeit, gar aus Trotz?, einzugehen…
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